Vor uns ein Bildschirm, auf dessen bläulich leuchtendem Display ein Textdokument mit vollkommener Leere droht. Der Cursor blinkt im Takt der verstreichenden Zeit, während das Smartphone neben uns vibrierend nach Aufmerksamkeit giert. Doch heute nicht. Heute fängst du an.
Schreiben lernt man beim Schreiben
Genau, du hast richtig gehört. Fang an zu schreiben. Heute! Schließ den Browser gleich nach meinem Blogpost und beginn deine Geschichte. Denn Erotik Schreiben lernt man beim Schreiben.
Beginne mit einer einzelnen Szene, einer, die du in dir trägst. Einer Fantasie, die dich nicht loslässt und die dein Blut auf Reisen in tiefere Regionen schickt – während du sie in Worte fasst. Es gibt kein richtig oder falsch. Mach dir keine Gedanken über den Aufbau, über Rechtschreibung und Grammatik, den Stil oder andere Banalitäten. Schreib, was dich bewegt und du gewinnst das Wichtigste überhaupt: Intrinsische Motivation. Du schreibst, weil es dir Spaß bereitet.
Schreiben lernt man beim Lesen
Hast du deine Geschichte vollendet? Dann gehe ins Netz und vergleiche sie auf den einschlägigen Portalen, auf denen sich hunderte Hobbyautoren tummeln. Du wirst sehen, mit dem, was die meisten dort zu Papier gebracht haben, wird sich deine Geschichte messen können. Ich würde darauf wetten. Denn allein schon, dass du diesen Blogbeitrag liest, zeigt deinen Anspruch an dich selbst und an eine gute erotische Geschichte. Der Vergleich dürfte dir einen zusätzlichen Motivationsschub liefern. Aber noch viel wichtiger: Du lernst. Das, was sich flüssig liest und dich mitreißt, bleibt unweigerlich hängen. Desto mehr du liest, desto größer wird unbewusst dein eigenes Repertoire.
Zwischenfazit: Theoretisch kannst du den Blogbeitrag hier beenden. Denn so habe ich Schreiben- und dann Erotik schreiben gelernt: Lesen und Schreiben im Wechsel und aus Spaß an der Sache.
Schreibleitfaden
Suchst du dennoch Grundregeln und Tipps, wie du eine Geschichte aufbauen solltest? Wie du Charaktere erschaffst? Wie du deine Sätze zum Leben erweckst und jeden einzelnen Sinn deines Lesers berührst? Dann findest du das Basishandwerk für angehende Schriftsteller z.B. im Schriftsteller-werden Blog. All die Grundsätze, die du dort findest, gelten eins zu eins im Erotik Genre.
Thema finden
Was macht unsere Nische nun besonders? Wir wollen nicht nur unterhalten. Wir wollen erregen. Für die Motivation und gerade am Anfang solltest du daher ein Thema wählen, welches dir gefällt. Insbesondere, weil es dir so leichter fallen wird, dich in deine Protagonisten hineinzuversetzen.
Plot entwickeln
Entdecke, welcher Typ du bist. Ausprobieren ist dabei die Devise. Schreibst du einfach drauf los und schaust, wie deine Geschichte ein Eigenleben entwickelt? Oder gehst du planvoll vor und kennst den Handlungsstrang bereits, bevor das erste Wort getippt ist?
Ich selbst, zähle mich eher zur erstgenannten Kategorie, auch wenn ich zugeben muss: Ein paar Stichpunkte, ein paar Gedanken, wohin ich eigentlich möchte, erleichtern mir das Schreiben dann doch. Ganz wichtig, insbesondere bei Kurzgeschichten musst du das Rad nicht neu erfinden. Da draußen gibt es zehntausende Geschichten und ich behaupte, dass jede noch so überraschende Wendung bereits irgendwo zu finden ist. Das gleiche gilt für Fetische. Du musst nicht extremer sein als die anderen, um dich abzuheben. Denn das wird ganz von allein geschehen, indem du deinen eigenen Stil entwickelst.
Besonderheiten in der Erotik
Worauf kommt es an? Gerade in den öffentlich zugänglichen Gratisgeschichten liest man immer wieder so etwas:
„Sabine und ich waren zwanzig Jahre verheiratet. Ich war 45 und sie 42 Jahre alt. Und trotz der Tatsache, dass wir zwei gemeinsame Kinder hatten, war sie in meinen Augen noch immer eine Schönheit. Klar, sie hatte das ein oder andere Kilogramm zu viel, aber das zusätzliche Gewicht, verteilte sich auf die richtigen Stellen und ihr volles D Körbchen trug sie gern mit tiefem Ausschnitt zur Schau.“
Erste Frage: Sind all die Infos für die Geschichte notwendig? Wahrscheinlich nein.
Zweite Frage: Ist der Platz in meiner Hose nun enger geworden? Wahrscheinlich ebenfalls nein.
Nutze Beschreibungen des Äußeren nur da, wo sie nötig sind. Große Brüste z.B. sind nur dann erwähnenswert, wenn sie eine Rolle für einen der handelnden Charaktere spielen.
Vermeide die Aneinanderreihung von Beschreibungen in Einleitungen. Lasse sie lieber dort, wo es notwendig ist, einfließen.
„Sabine lehnte sich nach vorne. Der Stoff ihres tief ausgeschnittenen Kleides löste sich von ihrer Haut. Ich versuchte wegzuschauen, ich versuchte mich auf mein Essen zu konzentrieren. Auf das Zanderfilet vor mir, kross auf der eigenen Haut gebraten. Doch der Hunger auf Fisch wurde mit der Bewegung meiner Sitznachbarin verdrängt von einem anderen Bedürfnis. Einem Hunger anderer Art. Einer Begierde, die mit jedem Zentimeter zunahm, mit dem sie sich weiter über den Tisch lehnte. Während sie mehr und mehr ihrer porzellanfarbigen Haut, ihres üppigen Busens offenbarte.“
Konzentrier dich auf die Gedanken und Empfindungen deines Protagonisten
Ich deute es hier auf dem Blog an mehreren Stellen an: Sorge dafür, dass deine Geschichte mehr ist als ein Porno. Denn egal wie gut du lernst zu beschreiben, egal wie gut du lernst mit Metaphern umzugehen und Vergleiche zu ziehen. Ein erotischer Film wird immer die besseren Bilder liefern. Und du als Autor kannst den Film mit deiner Geschichte nur schlagen, wenn der Leser mitfiebert. Wenn er sich in deinen Charakter hineinversetzt und seine Gedanken und Gefühle nachempfinden kann.
Wie explizit darfst du werden?
Hier reiten wir sprichwörtlich auf der Rasierklinge. Du kannst mit der Umschreibung und dem harmlosen Begriff genauso danebengreifen, wie mit derben Ausdrücken. Frage dich selbst, was passt in genau diese Geschichte?
Lässt deine Protagonistin ihre Finger über das erregte Glied ihres Liebhabers gleiten? Oder packt sie den Schwanz ihres Sklaven mit schraubstockartig festem Griff?
Faustregel 1: In erster Linie bestimmt dein ausgewähltes Thema die Sprache.
Jetzt frage dich, was in die Szene passt. Nehmen wir nochmal die Protagonistin, die eben noch das Glied ihres Liebhabers gestreichelt hatte:
Ihre Bewegungen wurden schneller. Immer schneller. Längst streichelte sie ihn nicht mehr. Sie wichste ihn. Stöhnend verbog er sich, schob ihr seinen harten Schwanz entgegen. Er wollte mehr. Immer mehr.
Hieraus folgt
Faustregel 2: In zweiter Linie bestimmt die Szene die Sprache.
Erzählperspektive
Auktorial, Neutral, Personal und die Ich-Erzählung: Sorry, hier bin ich ganz klar parteiisch. Eine auktoriale und vor allem eine neutrale Erzählung können keine Erotik. Konzentriere dich auf die personale Perspektive. Ob du nun in der dritten Person schreiben möchtest oder in der ersten Person – das ist reine Geschmacksfrage. Perspektivwechsel zwischen einzelnen Charakteren? Wenn deine Geschichte mehrere Kapitel aufweist gerne. In einer Kurzgeschichte… Eher nicht. Es gilt natürlich auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme.
Lerne von anderen Autoren
Spätestens jetzt kommt es darauf an, warum du schreibst. Und ich denke, wenn du bis hierhin gelesen hast, möchtest du nicht nur für dich oder deinen Partner schreiben. Vielleicht bist du in einem Forum aktiv und hoffst auf Resonanz. Vielleicht bist du Buchautor und möchtest deiner Geschichte einen gewissen Spice verleihen. Oder du möchtest, so wie ich, erotische Geschichten veröffentlichen und dir damit einen kleinen Nebenverdienst aufbauen. Was auch immer der Grund sein sollte:
An dieser Stelle lohnt es sich, ein wenig Geld in die Hand zu nehmen. Und zwar für gute Bücher mit Spice bzw. gute erotische Geschichten.
Lies, was (in deiner Nische!) erfolgreich ist. Der Niveauunterschied (natürlich, schwarze Schafe gibt es auch bei kostenpflichtiger Literatur) rechtfertigt im Allgemeinen die Bezahlschranke. Die Geschichten zwischen 5.000-10.000 Wörtern bekommst du bei Amazon in der Regel für 2,99€. Das ist nicht einmal ein halber Döner, den du in deinen Lernprozess und ganz nebenbei in deine Unterhaltung investierst. Wer hätte früher in der Schule gedacht, dass Lernen tatsächlich Spaß bereiten kann…
Kleiner Tipp: Um gute Geschichten besser herausfiltern zu können, orientiere dich an den Sternen (ohne schriftliche Rezensionen) und gib nicht zu viel auf einzelne Ausreißer nach unten oder oben. Warum ohne die Schriftlichen?
Weil es sich oft um Freundschaftsdienste handelt. Gerade im Erotikbereich nimmt sich der Durchschnittsleser wenig Zeit für eine richtige Rezension. Von daher ist es auch okay, wenn man als Autor versucht, den Algorithmus etwas auszutricksen, um mehr Sichtbarkeit zu generieren. Aber gerade du, der etwas lernen möchte, solltest dies im Hinterkopf behalten.
Schau dir dazu gern die Relation von Bewertungen und Rezensionen bei einem meiner EBooks an. Da siehst du was dich in unserem Genre erwartet: Amazonlink.
Such dir Feedback
Aus Fehlern lernt man. Und diese Fehler fallen dir selbst leider nicht auf. Such dir Gleichgesinnte und lass deine Text gegenlesen. Das ganze beruht natürlich auf Gegenseitigkeit und die Schwierigkeit besteht darin, jemanden zu finden, der a) zuverlässig b) kritikfähig und c) ehrlich ist.
Dass du selber diese Attribute mitbringen solltest, versteht sich natürlich von selbst. Alles andere wäre nicht fair.
Die Eigenschaften habe ich nicht grundlos so sortiert. Jemanden zu finden, der wirklich ehrlich ist…
Deswegen, geh mit gutem Beispiel voran. Auch auf die Gefahr hin, dass dein Feedbackpartner abspringt. Wenn sich etwas für dich holprig anfühlt. Dann sag das auch. Alles andere hilft nicht. Weder dir, noch deinem Partner.
Wo findest du jetzt Gleichgesinnte? Leg dir ein Autorenprofil zu und schau dich auf Instagram um. Hier kommst du sehr einfach und schnell mit Autoren unterschiedlichster Erfahrung in Kontakt. Andererseits handelt es sich um eine Bubble, bei der es vorrangig um Selbstbestätigung geht. So zumindest meine Erfahrung.
Zuverlässigkeit, Kritikfähigkeit und Ehrlichkeit findest du eher in Schreibforen. Da wiederum ist das Erotik Genre seltener vertreten. Es hilft also nichts. Fühler in alle Richtungen ausstrecken und netzwerken (:
Fazit
Erotik schreiben lernen zusammengefasst:
- Für Erotikautoren gilt dasselbe wie für Autoren jeglicher anderen Genres: Schreiben lernt man beim Schreiben!
- Neben dem Schreiben: Lesen, Lesen und noch mehr lesen!
- Handwerkszeug ist im Wesentlichen dasselbe wie in anderen Genres. Darüber hinaus achtest du auf Folgendes:
- Gedanken/Gefühle > Äußerliche Beschreibungen
- Sei nur so explizit, nur so derb, wie es die Geschichte, das Setting hergibt. Aber dann sei es auch (;
- Du willst, dass dein Leser mitten drin ist, wähle eine personale Erzählperspektive
- Wissen gibt es nicht umsonst. Gebe Geld für gute Literatur (nein, keine teuren Ratgeber) aus. Es ist gut investiert
- Hol dir Feedback von Gleichgesinnten und lerne aus deinen Fehlern
Puh. Viel Text, viel Input. Ich hoffe, am Ende ist etwas hängen geblieben und ich konnte dir weiterhelfen.
– Falls du bei Punkt 2 „lesen, lesen, lesen“ angekommen sein solltest, dann schau bei meinen kostenlosen Kurzgeschichten vorbei.
– Falls du bereits Geschichten geschrieben hast & du jetzt überlegst, ob du den Schritt wagen und ein EBook veröffentlichen solltest, schreibe mir. Ich suche Partnerautoren, die diesen Blog mit mehr Leben füllen. Bewerbe dich mit deiner Kurzgeschichte. Wenn sie mich anspricht, veröffentliche ich sie hier unter deinem Namen (inklusive Link zu deinem EBook, wenn oder sobald es vorhanden ist).
Du hast Ergänzungen oder siehst etwas anders? Dann lass doch einen Kommentar hier:


Schreibe einen Kommentar